Forth Rail Bridge

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forthrail-sErbaut: ca. 1879

Der Anschluss Schottlands an das Schienennetz hatte ursprünglich den Sinn, die traditionelle Route über die Fährhäfen (North- und South Queensferry) zu umgehen.

Ob hierdurch an eine reine Umgehung, oder vielleicht vielmehr eine Ergänzung gedacht war, können wir leider nicht genau sagen, aber wir werden versuchen, dieses noch herauszufinden. Ab 1850 war es soweit – Edinburgh und Perth wurden auf dem Schienenweg miteinander verbunden. Ganz konnte man hierbei noch nicht auf den Wasserweg verzichten und so setzte man eine RoRo-Fähre ein, welche die Bahnlinie zwischen Granton (bei Leith) und Burntisland ergänzte.

Dies änderte sich, als man im Jahre 1879 mit dem Bau einer Eisenbahnhängebrücke begann. Den Bauplan für diese Brücke designte der Erbauer, der im Vorjahr eröffneten Tay Rail Bridge – Thomas Bouch. Aber eine Tragödie sorgte dafür, dass es sich erst mal anders entwickelte, als geplant: Beim Einsturz der Tay Rail Bridge starben zahlreiche Menschen und so entschloss man sich für einen Baustopp der „Bouch's Forth Bridge" als man gerade beim Bau des ersten Pfeilers war.

Im Jahr 1883 begann man mit dem Bau der gänzlich neu geplanten Brücke, die bis heute als eines der charakteristischsten Bauwerke der Welt gilt – der Forth Rail Bridge. Für diesen Bau gewann man die Ingenieure Sir John Fowler und Benjamin Baker und der Bau entstand unter der Leitung von Tancred Arrol. Da man noch immer das furchtbare Unglück mit der Tay Rail Bridge im Kopf hatte, besann man sich nun wieder auf das konservative Bauwesen und so gelang es, ein Zeugnis für Robustheit und Stabilität zu errichten. Die – zu diesem Zeitpunkt größte Stahlbrücke der Welt – wurde am 4. März 1890 durch Edward, Prince of Wales, eröffnet und so dem Verkehr übergeben.

Noch heute beeindruckt einen dieses massive Bauwerk mit seinen in Form von drei unabhängig voneinander konstruierten doppelten Auslegern. Nach Fertigstellung eines jeden von ihnen verband man diese mit 107 m langen Spannträgern. Diese Träger befestigte man an der tragenden Konstruktion der Brücke mit riesigen Nieten. Ein Durchknicken der Brücke zur Mitte hin verhindern 1.000 Tonnen schwere Gegengewichte an der Außenseite der äußeren Ausleger.

Die Gesamtlänge der Brücke beträgt mehr als 2.400 m und ihre Türme ragen stolze 10 m über das Schienenbett hinaus. Dieses wiederum befindet sich fast 50 m über dem Fluss. Die Baukosten beliefen sich auf 3,2 Millionen Pfund – in dieser Summe waren auch 250.000 Pfund für den Abriss der alten Brücke enthalten. Insgesamt verbaute man 54.000 Tonnen Stahl und 6,5 Millionen Nieten.

Während der 7-jährigen Bauzeit beschäftigte man 4.000 Arbeiter, von denen mindestens 75 (inzwischen geht man sogar von bis zu 80 aus!) bei Unfällen getötet wurden. Aber nicht jeder Unfall endete tödlich – 8 Männer konnten von Booten, die unter der Brücke stationiert waren, gerettet werden.

Zwar wurde die Brücke erst am 4. März 1890 offiziell freigegeben, aber die ersten Züge überquerten sie bereits einige Wochen vor diesem Tag – hierbei handelte es sich um zwei Testzüge, die die zweigleisige Brücke Seite an Seite mit je einer Lok und 50 Waggons von Süden her überquerten. Jeder der Züge wog 900 Tonnen und hatte eine Länge von über 300 m.

Die Brücke bestand den Test locker – aber mal ehrlich, könnt Ihr Euch vorstellen, wie sich die Testfahrer wohl beim Blick in die Tiefe fühlten? Immerhin muss die Tragödie der Tay Rail Bridge noch immer tief in ihren Köpfen gewesen sein!

Seitdem ist die Brücke immer gut ausgelastet gewesen und man spricht davon, dass sie im Jahre 1907 von 30.000 Zügen mit einem Gesamtgewicht von 14,5 Mio. Tonnen überquert wurde. Im Jahr 2000 waren es sogar doppelt so viele Züge, aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Transport von Gütern auf dem Schienenweg abgenommen hat, waren es nur noch 10,5 Mio. Tonnen. Man erkennt aber, wie wichtig diese Brücke heute für den Pendlerverkehr ist.

Anfangs galt die Forth Bridge als 8. Weltwunder, aber allzu große Vertrautheit führt leider dazu, dass man Dinge nicht mehr in ihrem vollen Umfang zu schätzen weiß. So übersieht man leicht, dass jedes einzelne Teil dieses Bauwerks genauso spektakulär und bemerkenswert ist, wie der Eiffelturm, an den es einen irgendwie erinnert. Ob man die Brücke nun von North- oder South Queensferry aus betrachtet – sie ist immer eindrucksvoll. Sollte man die Möglichkeit haben, sie im Zug zu überqueren, so kann man einen wunderbaren Blick auf die Forth Road Bridge werfen.

Offiziell heißt die Brücke The Forth Bridge, aber wundert Euch bitte nicht, wenn Ihr auf den Namen Forth Rail Bridge stoßt – so nennt man sie nämlich oft, um eine Verwechslung mit der Forth Road Bridge zu vermeiden. Ist auch besser so, denn stellt Euch mal das Chaos vor, wenn Euch einer erklärt „Take the Forth Bridge" und Ihr findet Euch mit Eurem Wagen plötzlich auf der „falschen" Brücke wieder!

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

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Detail

North Queensferry



 

N 56°00'22.75"
56.006319

W 3°23'28.79"
-3.391331

ganzjährig

Eintritt frei!

   
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