Alva

Details
Erstellt am Samstag, 24. November 2012 23:04
Geschrieben von Marcus

alva-leiste
Bildquelle: Copyright by Undiscovered Scotland

Alva, gälisch Allamhagh, ist eines von mehreren Dörfern am Fuße der Ochil Hills. Man fasst diese Ortschaften gerne zu einem Gesamten zusammen, indem man sie Hillfoots Villages oder einfach The Hillfoots nennt. Alva entstand schon recht früh – ca. 1260 wurde bereits eine Kirche errichtet, die der Cambuskenneth Abbey im benachbarten Stirling angehörte.

Nach der Reformation wurde der komplette Landstrich Eigentum der Familie Erskine. Alva bestand zu dieser Zeit aus wenigen Hütten und einem Tower House, welches Sir Charles Erskine im Jahre 1636 bei seinen Bau des Alva House mit einbezog.

Im frühen 18. Jh. fand man in der Gegend Silber und Sir John Erskine holte Minenarbeiter aus Leadhills, um dem Land das wertvolle Edelmetall in einer Mine abzuringen. Dies gab Alva einen ansehnlichen Wachstumsschub. Die Mine förderte zwar nur Silber, aber sie sollte sich bald als absolute „Goldmine" herausstellen. Das gewonnene Silbererz war das reinste, das jemals in Großbritannien gefunden wurde!

Den Höhepunkt der Fördermenge erreichte man bereits im Jahre 1710 – wenige Jahre nach Eröffnung der Mine – was dem Eigner (Sir John) jedoch keineswegs Kopfzerbrechen bereitete, denn mit einem Ausstoß an Silber im Wert von 3.500 bis 4.000 Pfund pro Woche (zu dieser Zeit ein Vermögen!) war er, lange vor Erreichen der Unrentabilität der Mine, ein unsagbar reicher Mann. Einen Teil seines Gewinns reinvestierte John in die südlich von Alva gelegene Zeche Devon, die später neben Eisenerz auch Kohle fördern sollte.

Gegen Ende des 17. Jh. kam auch noch eine Eisenhütte hinzu. Für fast 100 Jahre sollte dies die bestimmende Industrie bleiben, bis 1798 die erste moderne Spinnerei in Alva gegründet wurde und rasch weitere folgten. Im Jahre 1825 nahm die Größte von ihnen, die Strude Mill, ihre Arbeit auf. Zwar nahm die Textilindustrie in Alva während der ersten Hälfte des 20. Jh. rapide ab, aber die Strude Mill produzierte immerhin bis 1976, bevor auch sie stillgelegt wurde. Damals wie heute bestimmte dieser mächtige Bau das Bild der Stadt und im Jahre 1987 wandelte man ihn in einen Wohnkomplex um.

Wendet man sich nun dem Teil des Ortes zu, der den Hügel hinauf liegt, so fühlt man sich ein wenig in das soziale Leben des 19. Jh. zurückversetzt – während die „Ochil Street" (von Westen nach Osten verlaufend) von herrschaftlichen Häusern gesäumt wird, die einst der Geldadel Alvas bewohnte, findet man in den von Nord nach Süd verlaufenden Straßen ein Zechenhaus am anderen vor – nun ja, bereits damals war man wohl der Meinung, dass jene, die den ganzen Tag „unter Tage" verbrachten, eh keine Verwendung für einen Garten mit Südlage hätten.

Und dann war da ja noch Alva House im Osten des Ortes, das im frühen 19. Jh. durch die Familie Johnstone gekauft und 1820 umfangreich erweitert wurde. Leider kann man von diesem Haus heute nichts mehr sehen, denn nach dem Tod der letzten Besitzerin, Miss Carrie Johnstone, im Jahr 1929, fand sich einfach kein Käufer für das Anwesen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass genau dies die Zeit der Weltwirtschaftskrise war. So stand Alva House erst leer und wurde zu guter (oder eher schlechter) Letzt als Zielscheibe für militärische Schießübungen genutzt und komplett zerstört. Später errichtete man das moderne, noch heute zu sehende, Alva House, das jedoch bei Weitem bescheidener anmutet, als sein Vorgänger.

Dem Besucher bietet Alva heute zahlreiche Geschäfte, einige Pubs, eine kleine Bücherei und, wenn benötigt, ärztliche Hilfe. Beim Besuch eines der Pubs sollte man nach einem der örtlichen Biere aus der Harviestoun Brewery fragen. Diese befindet sich seit 2004 im hiesigen Gewerbegebiet, wurde jedoch schon 1984 – damals noch auf einer alten Farm in Dollar – gegründet. Von 2006 bis 2008 gehörte sie zur Caledonian-Gruppe, wurde jedoch wieder selbstständig, als der neue Eigner von Caledonian, nämlich Scottish & Newcastle, bei der Übernahme keinerlei Interesse an der kleinen Brauerei hatte. Zu den Highlights der gebrauten Biere zählen „Schiehallion", „Bitter and Twisted" und „Old Engine Oil"...bevor man nach letzterem fragt, sollte man sich jedoch erst versichern, dass man auch wirklich im Pub ist, um sich so eine böse Überraschung zu ersparen.

Natürlich bietet der Ort auch Sehenswertes, wie z.B. das Mill Trail Visitor Centre, in dem man alles über die Geschichte der umliegenden Webereien erfährt. Angetrieben wurden die Webstühle durch Wasserräder. Das benötigte Wasser kam aus dem nördlich gelegenen Alva Glen. Das in die Ochil Hills hineinragende Tal ist ca. 2 km lang und nur zu Fuß zu erreichen. Westlich des Tals erhebt sich eindrucksvoll der Ben Cleuch, der mit 721 m der höchste Berg der Ochil Hills ist.

sauchie towerIm südlich an Alva angrenzenden Industriegebiet befindet sich die bereits erwähnte Harviestoun Brewery, die in den letzten Jahren ihre Produktivität stetig steigern konnte. Hält man sich nun weiter in Richtung Süden, stößt man auf die Ruine des Sauchie Tower. Das ca. 1430 errichtete Tower House ist auch als Devon Tower bekannt und war einst das Heim der Familie Shaw, einer der einflussreichsten Familien der Region. Wer schon wieder Lust auf ein Bier hat, sollte in Sauchie an der Devon Ales Microbrewery einkehren und sich mal durch die verschiedenen Sorten „testen".

Noch weiter südlich befindet sich der Ort Alloa, der mit dem Alloa Tower eines der größten erhaltenen Tower Houses Schottlands zu bieten hat. Das ca. 1497 errichtete Gebäude war einst das Heim der Familie Erskine, den zukünftigen Earls of Mar and Kellie.

clackmannan towerNicht weit entfernt steht im östlich gelegenen Clackmannan ein weiteres Tower House. Der nach dem Ort benannte Clackmannan Tower ist zwar heute eine Ruine, doch wenn man bedenkt, dass er aus dem Jahr 1354 datiert, sind die Überreste noch erstaunlich gut erhalten. Einst lebte hier übrigens die Familie Bruce – also die Verwandtschaft des späteren King Robert the Bruce.

Südöstlich von Clackmannan liegt das Örtchen Kincardine. Hier kann man die Ruine der ca. 1675 errichteten Tulliallan Old Parish Church besichtigen. Der Besuch des dortigen Friedhofs ist für Liebhaber von antiken Grabsteinen ein „Muss". Man kommt sich vor wie in einer Zeitkapsel, sind doch die meisten Grabsteine aus dem späten 17. bis hin zum frühen 19. Jh.

Von Alva aus nach Südwesten gesehen, trifft man auf den kleinen Ort Tullibody, der auf jeden Fall einen Abstecher wert ist. Hier befinden sich die St Serf's Church und das Tullibody Heritage Centre. Die kleine Gemeindekirche im normannischen Stil wurde 1904 errichtet und besticht durch ihre schlichte Schönheit. Im Heritage Centre erfährt man, dass der Ort eine der ältesten Siedlungen Schottlands ist und durchaus seine Rolle in der schottischen Geschichte hatte.

Wenn man von Alva über die A91 in Richtung Stirling, also nach Westen fährt, gelangt man zu dem Örtchen Menstrie mit dem gleichnamigen Menstrie Castle. Das Geburtshaus von Sir William Alexander, 1. Earl of Stirling vermittelt den Eindruck einer dreistöckigen Kaserne und nicht den eines klassischen Castle. Man muss es wohl eher als Museum sehen, das dem Leben von Sir William Rechnung trägt.

Die Weiterfahrt in Richtung Westen führt am Fuß des ca. 418 m hohen Dumyat vorbei. Dieser Berg bildet das westliche Ende der Ochil Hills. Nicht weit davon entfernt, steht die Ruine der Logie Old Kirk. Viel ist von der Kirche aus dem Jahre 1684 nicht erhalten. Ein Besuch lohnt sich trotzdem, denn es gibt eine große Anzahl antiker, kunstvoll gearbeiteter, Grabsteine zu besichtigen.

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

Diashow

Mill Trail Visitor Centre
West Stirling Street
Alva
FK12 5EN

+44 1259 769696

N 56°09'10.76"
56.152990

W 3°48'13.14"
-3.803650

ganzjährig